Renault

Renault
I
Renault
 
[rə'no], Louis, französischer Jurist, * Autun 21. 5. 1843, ✝ Barbizon 8. 2. 1918; Völkerrechtslehrer (Dijon, Paris), Mitglied des Ständigen Schiedsgerichtshofs in Den Haag und Friedensnobelpreisträger 1907; verfasste Werke über Völker- und Handelsrecht.
II
Renault
 
Am 1. 10. 1898 wurde die heutige Renault S. A., der zweitgrößte französische Autokonzern, von Louis Renault (1877-1944) in Boulogne-Billancourt gegründet. Das erste Auto der Firma war der Typ A, von dem im ersten Jahr 76 Stück produziert wurden. Er hatte nur 1,75 PS, beschleunigte aber auf 50 km/h, was für damalige Verhältnisse eine gewaltige Geschwindigkeit war. Der Typ A besaß einen von L. Renault erfundenen Direktantrieb. Er war das erste Auto mit einem Antrieb ohne Ketten, da es über ein Dreiganggetriebe mit direktem Gang und Kardanwelle verfügte. 1907 brachte Renault den 50 CV Grand Luxe mit Sechszylindermotor heraus. Dieser Motor wurde auch in kleine Stadtbusse eingebaut. Im gleichen Jahr wurden der Öffentlichkeit achtzylindrige, luft- oder wassergekühlte Renault-Flugzeugmotoren vorgestellt.
 
 Renault-Taxis in allen Städten
 
Bereits im Jahr 1908 waren Renaults in den meisten europäischen Großstädten vertreten, allein in London stammte die Hälfte aller Taxis von Renault, in Paris war dieser Anteil noch größer. Die Firma entwickelte immer neue Modelle. 1910 zeigte Renault erstmals ein Chassis für einen 10 CV, hinzu kam ein 18 CV mit Sechszylindermotor. Die Zahl der Mitarbeiter betrug in diesem Jahr bereits 3 200 Personen. Im Jahr 1912 gehörte auch der russische Zar zu den Kunden. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden 1 200 Renault-Zweizylindertaxis beschlagnahmt, um damit Soldaten an die Front zu bringen. Während des Krieges wurden v. a. Lkw, Tanks, Flugmotoren und Flugzeuge hergestellt.
 
1921 kam der 40 CV heraus. Er war über 5 m lang, wog 3,35 t, hatte einen 9,1-Liter-Sechszylindermotor und war das bestimmende Renault-Auto der 20er-Jahre. Aber auch bei Zuverlässigkeit und Sparsamkeit feierte Renault Erfolge. So gewannen zwei Renault 6 CV im Jahr 1923 ein Rennen, bei dem es darum ging, mit einer Tankfüllung von 5 l möglichst weit zu fahren. Beide Renaults bewältigten dabei eine Strecke von knapp 100 km. 1924 wurde die DIAC, der Vorläufer der heutigen Renault-Bank, gegründet. Im gleichen Jahr kam das Modell NN 6 CV auf den Markt. Inzwischen war die Firma auch in anderen Bereichen aktiv, so wurden z. B. 1924 Generatormaschinensätze für die algerische Eisenbahn hergestellt. Im folgenden Jahr erzielte Renault einen Weltrekord: Ein 40 CV legte in 24 Stunden eine Strecke von 3 385 km zurück, und dies bei einem Schnitt von 141 km/h. Zudem siegte ein Renault 40 CV bei der Rallye Monte Carlo.
 
 Neue Produktionsstätten
 
1928 begann Renault mit der Errichtung einer neuen Produktionsstätte. Auf der Seine-Insel Seguin entstand ein Werk mit dem längsten Fließband außerhalb der USA (1 500 m). Der erste Bauabschnitt dieses Werkes wurde 1929 fertig gestellt, der zweite 1934. 1929 kam die »Reinastella« als Nachfolgerin des 40 CV auf den Markt. Sie hatte einen 7,1-Liter-Motor mit einer Leistung von 110 PS und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h. Neuheiten waren die automatische Temporegelung und ein Vierganggetriebe. 1937 erfolgte eine Umstrukturierung der Renault-Werke. Der Firmengründer L. Renault verschaffte den einzelnen Bereichen größere Autonomie. Zudem nahm eine Berufsbildungsstätte ihre Arbeit auf. Das in diesem Jahr präsentierte Modell »Juvaquatre« besaß eine selbsttragende Karosserie und Vorderräder mit Einzelradaufhängung. Ein Luxusauto der besonderen Art kam 1938 auf den Markt: Die »Suprastella« war 5,6 m lang und bot Platz für acht Personen.
 
 Zweiter Weltkrieg und Verstaatlichung
 
Auch bei Renault führte der Zweite Weltkrieg zu tiefen Einschnitten. So wurden die Werksgebäude 1943 von amerikanischen fliegenden Festungen bombardiert und schwer beschädigt. Die Autoproduktion musste eingestellt werden. Am 16. 1. 1945 wurde die Firma verstaatlicht, weil L. Renault als Kollaborateur betrachtet wurde. 1947 gelang dem Unternehmen dann mit dem Modell 4 CV ein Neubeginn. Es besaß einen wassergekühlten Heckmotor und wurde über eine Million Mal gebaut. Sein Spitzname war »Cremeschnittchen«. 1951 kamen die Modelle Renault »Colorale« und »Frégate« auf den Markt. 1956 begann die Geschichte eines weiteren Kultautos, die zehn Jahre dauern sollte: Auf allen fünf Erdteilen wurde in diesem Jahr mit dem Bau der »Dauphine« begonnen. Auch im Sportwagensegment war Renault vertreten. So präsentierte Brigitte Bardot 1959 den Renault »Floride«. In den 50er-Jahren wurde gut die Hälfte aller aus Frankreich exportierten Wagen bei Renault gefertigt.
 
 Der R 4, das erfolgreichste Modell aller Zeiten
 
1961 kam das nach Produktionszahlen erfolgreichste Modell aller Zeiten auf den Markt, vom Renault R 4 wurden insgesamt mehr als 8 Mio. Exemplare produziert. 1962 bestückte Renault als erster Autohersteller ein Großserienmodell - den Renault 8 - mit vier Scheibenbremsen. Im gleichen Jahr stieg die Jahresproduktion auf insgesamt 580 753 Autos, ein Rekord. Größter Exportmarkt war inzwischen die Bundesrepublik Deutschland geworden. 1965 setzte der Renault 16 einen Standard für die Mittelklasse. Er besaß einen Vierzylinder-Aluminiummotor, eine umklappbare Rückbank und eine Heckklappe. Typisch war sein Schrägheckdesign. 1972 nahm das Renault-Testzentrum in Lardy seine Arbeit auf, wo die Ingenieure an einer Verbesserung des Unfallschutzes der Autos und ihrer Insassen arbeiteten. Im gleichen Jahr feierte der Renault 5 Premiere. Er verfügte als erstes Auto vorne und hinten über Stoßfänger aus Polyester. 1973 übernahm Renault die Firma Alpine, und im selben Jahr siegte ein Renault-Alpine sowohl bei der Rallye Monte Carlo als auch bei der Rallyeweltmeisterschaft. 1978 wurde die Firma Renault Véhicule Industriel, also die Lkw-Sparte, gegründet. Um sich auf dem amerikanischen Markt zu etablieren - ein erster Versuch war in den 50er-Jahren gescheitert -, schloss Renault 1979 Handels- und Finanzabkommen mit den US-Firmen American Motors Corporation und Mack Trucks.
 
Die Expansion brachte das Unternehmen dann allerdings in finanzielle Schwierigkeiten. Der neue Vorstandschef George Besse sah sich in den 80er-Jahren mit der Aufgabe konfrontiert, bei sehr hoher Verschuldung und großen Verlusten eine radikale Umstrukturierung vorzunehmen und die Erneuerung des Modellprogramms weiterzubetreiben. So brachte Renault 1984 dann die erste europäische Großraumlimousine »Espace« auf den Markt, die zum Vorbild für viele andere Hersteller wurde. Im gleichen Jahr konnte der Renault 25, ein Auto der Oberklasse, präsentiert werden. Auf viel Platz bei geringen Ausmaßen setzte Renault 1992 mit dem »Twingo«; an die Oberklassenkäufer wandte sich die Firma erneut 1995 mit der Studie »Initiale«.
 
 Privatisierung und weitere Entwicklung
 
1990 wurde Renault in eine Aktiengesellschaft (Société Anonyme, Abkürzung: S. A.) umgewandelt; seitdem der französische Staat 1996 seine Aktienmajorität aufgegeben hat, befindet sich die Mehrheit des Kapitals in Privatbesitz.
 
In den 90er-Jahren wurden Rennwagen mit V-10-Zylinder-Motoren von Renault sechsmal in Folge Formel-1-Weltmeister. Weitere Neuentwicklungen waren die Kompaktraumlimousine »Mégane Scénic« (1996), das robuste Kompaktauto »Kangoo« (1998) und der Renault »Avantime« (1999). 1998 wurde das Technocenter der Firma Renault eröffnet, in dem 7 000 Ingenieure und Techniker mit der Entwicklung neuer Modellgenerationen befasst sind. In den Jahren 1999 und 2000 kam es zu strategischen Allianzen mit der japanischen Nissan Motor Co., Ltd., bzw. der schwedischen Volvo AB sowie zur Übernahme der koreanischen Samsung Motors Inc. Derzeit ist die weltweit agierende Renault S. A. der zweitgrößte französische Autokonzern (hinter der Peugeot-Citroën S. A.). Mit 166 100 Beschäftigten wurden (2000) 2 523 245 Pkw und Nutzfahrzeuge produziert; der Umsatz betrug 40,18 Mrd. Euro.

Universal-Lexikon. 2012.

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